Im September 2024 starteten die Arbeiten zum Ersatzneubau der Kantonsschule Wattwil auf dem Areal der ehemaligen Aussensportanlagen Rietstein. Der Neubau der Kantonsschule Wattwil mit 243 Räumen soll in weniger als zwei Jahren Bauzeit im Sommer 2026 bezogen werden.
In einem ersten Schritt liess das Hochbauamt des Kantons St. Gallen das Untergeschoss und die Bodenplatte auf einer Fundation mit 222 Pfählen erstellen. Dies bildet zusammen mit vier Treppenhaustürmen die Kernstruktur des Gebäudes. Darauf wird der dreigeschossige Holzbau mit Teilunterkellerung sowie einem Attikageschoss für den Musikunterricht errichtet. Die dafür benötigten über 6'000 Kubikmeter Konstruktionsholz werden während der Wintermonate in verschiedenen Schweizer Wäldern geschlagen. Aktuell befinden sich bereits 3'000 Kubikmeter Toggenburger Holz beim Holzbauer in der Verarbeitung.
243 Räume auf 14'100 Quadratmetern
Das neue Schulgebäude ist etwa 90 Meter lang und 50 Meter breit. Auf rund 14'100 Quadratmetern Geschossfläche deckt es künftig den Raumbedarf der Kantonsschule ab. Im Gebäude finden 720 Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen Platz. Die neue Kantonsschule bietet 38 Klassenzimmer sowie Laborräume für Physik-, Chemie- und Biologieunterricht. Ebenfalls wird eine Mensa mit Küche und Nebenräumen und eine in zwei Räume unterteilbare Aula mit einer Fläche von 365 Quadratmetern erstellt. Vorgesehen sind ausserdem Räume für ca. 150 Lehrpersonen und die dazugehörige Verwaltung. Im Attikageschoss werden sich vor allem 14 Zimmer für den Musikunterricht befinden. Insgesamt werden 243 Räume erstellt, 374 Türen und 1'750 Elektrodosen eingebaut sowie 1'930 Leuchten installiert.
Betriebsaufnahme im August 2026
Von September bis November 2024 wurde die Pfahlfundation erstellt und bis April 2025 werden durch den Baumeister 3'530 Kubikmeter Konstruktionsbeton für Untergeschoss, Bodenplatten und Treppenhauskerne verbaut. Anschliessend erfolgt der Holzbau der Tragkonstruktion bis im Oktober 2025 sowie die Installation der Gebäudetechnik bis im Januar 2026. Geichzeitig werden bis dahin auch die Gebäudehülle, das Dach und die Fassade gefertig. Ab Februar 2026 erfolgen Einbauten und Einrichtung bevor dann für die Monate Mai und Juni die Abschlussarbeiten und Inbetriebnahme vorgesehen sind. Rechtzeitig auf den Beginn des Schuljahres wird dann im August 2026 der Betrieb aufgenommen. Mittels der Webcam ist der aktuelle Baufortschritt laufend einsehbar.
Den Kredit für den Campus Wattwil hiess die Stimmbevölkerung bereits 2019 gut. Die Kosten für den Neubau der Kantonsschule betragen 73,5 Millionen Franken. Der bestehende Altbau der Kantonsschule wird im Sommer 2026 instandgesetzt, sodass er während der Erneuerung und Erweiterung des BWZT als Zwischenlösung dient.
Mehr zum Ersatzneubau der Kantonsschule Wattwil erfahren Sie von Emil Müller, Prorektor der Kantonsschule Wattwil und Mitglied des Projektteams Ersatzneubau im nachfolgenden Kurz-Interview:
Welche Nutzerbedürfnisse hat die Kantonsschule Wattwil an ihr zukünftiges Domizil eingebracht?
Emil Müller: Unser wichtigstes Bedürfnis ist, mehr Platz und ein Schulhaus für unser "Gymnasium der Zukunft" zu erhalten. Das haben wir erreicht.
Als Vorbereitung auf das Projekt, das 2019 zur Abstimmung kam, haben wir ein detailliertes Raumprogramm erarbeitet und alle nötigen und erwünschten Raumtypen festgehalten.
Im ganzen Prozess stand die Frage im Vordergrund, wie wir mit dem Neubau das „Gymnasium der Zukunft“ realisieren können, dem kantonalen Projekt zur Neuorganisation des Gymnasiums. Dieses sieht viel mehr Freiraum vor für Unterricht ausserhalb des Schulzimmers, für projektartigen Unterricht und für mehr selbständiges Arbeiten der Schülerinnen und Schüler. All diese Ideen haben wir als Nutzerin des neuen Schulhauses einbringen können. Die Architekten haben dabei sehr viele dieser Ideen umsetzen können.
Wo liegen die Herausforderungen bei solch einem Grossprojekt?
Emil Müller: Für uns war es eine grosse Herausforderung, zu einem Zeitpunkt, als vieles noch unklar war, bereits klare Vorstellungen zu entwickeln, welche Art von Räumen die Schule der Zukunft benötigt.
Wenn ich aber sehe, wie die Arbeiten auf der Baustelle vor sich gehen, sind und waren unsere Herausforderungen vergleichsweise eher klein. Was die Leute auf der Baustelle und in der Planung leisten, ist umwerfend.
Wie wird der Umzug in den Ersatzneubau von Statten gehen und tangiert dieser den Schulbetrieb?
Emil Müller: Wir ziehen Material um, das sich teilweise seit über 50 Jahren in unserem Haus an der Näppisuelistrasse angesammelt hat. Sie können sich vorstellen, dass dies kein Klacks ist. Allein die Fachgruppe Physik wird rund 150 Europaletten Experimente, Maschinen, Werkzeuge und Geräte einpacken, zwischenlagern, verschieben und schliesslich im Neubau wieder einräumen müssen. Das wird nicht möglich sein, ohne dass der Schulbetrieb tangiert wird.
Wir werden auf jeden Fall die Maturaprüfungen im Sommer 2026 eine Woche vorziehen. Und sehr wahrscheinlich werden wir während zwei oder drei Wochen einen Sonderstundenplan für alle tieferen Klassen machen müssen, damit wir packen, zügeln und wieder auspacken können. Wir haben mit der Detailplanung aber gerade erst begonnen.
11. März 2025